Markus lebt seit über zehn Jahren in Berlin, wo er inzwischen bereits zweifacher Vater wurde - hier arbeitet er als selbst- ständiger Webdesigner und raucht deutlich weniger Cannabis als in seinen wilden Jahren. Aber noch immer raucht er täglich und kann bzw. will sich sein Alltagsleben ganz ohne Cannabis gar nicht erst vorstellen. Pünktlich gegen 21 Uhr waren die Kinder ins Bett gebracht, und Markus begann seine wenigen Stunden „Familienfreizeit" mit einem Joint. Das war der perfekte Moment, um mit ihm ein Gespräch über seinen ganz persönlichen Alltag mit Cannabis zu beginnen. Hattest du schon etwas über Cannabis gehört, bevor du anfingst, das Kraut zu rauchen? Eigentlich nicht — ich weiß auch gar nicht mehr so genau, wie es dazu kam, dass ich dann das erste Mal selbst was geraucht habe. Ich bin ja in einem kleinen Dorf in Baden-Württemberg aufgewachsen und kann mich nur noch erinnern, dass ich nach einem Schulwechsel irgendetwas davon gehört hatte, was es in meinen Augen interessant und spannend machte. Außerdem hatte ich auch mitgekriegt, dass es dieser und jener in unserem Dorf bereits rauchte, und auch in der Klasse über uns gab es Einige, die wohl schon kifften. Also wollte ich es auch mal ausprobieren, um die in der Schule gehörten Erfahrungsberichte einmal mit dem eigenen Empfinden zu vergleichen. Vielleicht spielte da auch rein, dass ich gerade in einer Phase war, in der ich mich von dem kindlichen Dasein lösen und meine eigenen, „erwachsenen" Erfahrungen machen wollte. In welchem Alter hast du das erste Mal gekifft, und wie war das für dich? Das war auf einem vom örtlichen Schützenverein veranstalteten Dorffest, und ich war gerade siebzehn geworden — da ich ja bereits wusste, wo die etwas Älteren bei solchen Veranstaltungen immer abhingen, stellte ich mich einfach dazu. Ich kannte die meisten von ihnen ja auch schon eine Weile, und so fragte ich dann — als sich mal wieder ein Joint auf die Reise machte — wie das eigentlich wäre, und ob ich vielleicht auch mal ziehen kann. Ich durfte, wobei man mir auch gleich mitteilte, dass die meisten beim ersten Mal gar nichts merken. Ich spürte dann aber schon etwas und empfand die Wirkung auch als sehr angenehm und entspannend. Rückblickend kann ich mich aber nur noch daran erinnern, wie ich bestimmt eine Stunde lang auf der Festwiese lag, in den klaren Sternenhimmel schaute und das Leben, das Universum und den ganzen Rest einfach nur klasse  fand. Hattest du zuvor auch schon andere Drogen ausprobiert? Eigentlich nur Alkohol und Tabak — erst danach habe ich dann vereinzelt auch mit anderen Drogen experimentiert. Was hat dir an Cannabis so gut gefallen, dass es nicht bei dem einen Joint blieb? Das lag wohl am Gesamtpaket: Wir waren eine Gruppe guter Freunde, konnten bekifft prima ablachen, aber auch über Gott und die Welt quatschen. Cannabis beflügelte meinen Geist und weckte in mir ein ganz neues Lebensgefühl — und es passte auch prima zum Gitarre spielen und singen. Wir hatten da so ein kleines Blockhaus im Wald zu unserem Hauptquartier erkoren und trafen uns dort immer, um abzuhängen und dabei auch immer mal was zu rauchen. So rutschte ich relativ schnell in die regionale Hanf-Szene und kriegte immer mehr mit, wie stark verbreitet das Rauchkraut in der baden-württembergischen Provinz bereits war. Nur wenige Monate nach meiner ersten ei-genen Erfahrung war dann Cannabis auch mein Hauptthema, und ich besorgte mir bereits selbst regelmäßig immer mal wieder was. Ich kannte inzwischen auch einige Grower und erfuhr, wie man das Kraut am besten kultiviert — und ich rauchte bereits täglich wenigstens einen Joint. Hast du dann auch selbst mal was angepflanzt? Das musste ich gar nicht, ich kannte ja Ende der 90er Jahre bereits genug Leute, die das bereits recht erfolgreich betrieben — so war auch immer genug günstiges Kraut am Start. Hast du irgendwann auch die Bong für dich entdeckt? Ja, nur etwa ein knappes Jahr nach meiner ersten Tüte — ich habe mit achtzehn dann doch schon ziemlich radikal auf Bongs umgeschwenkt und rauchte kaum noch Joints. Das blieb dann für immer hin gute drei Jahre so, und rückblickend muss ich schon eingestehen, dass man meinen damaligen Konsum nur als „ultra-heftig" beschreiben kann. Ich rauchte die erste Bong des Tages häufig schon vor der Arbeit bzw. meiner Berufsausbildung — das Breitsein war tatsächlich zu meinem Normalzustand geworden. Und wie kamst du damit klar? Eigentlich ganz gut — schließlich habe ich meine Ausbildung mit „gut" abgeschlossen, und auch mein soziales Umfeld hatte eigentlich keinen Grund, sich zu beschweren, da ich durch die heftige Kifferei nicht zum Einzelgänger oder Stubenhocker mutierte. Danach machte ich dann auch gleich das Abi, welches ich sogar mit „sehr gut" abschloss — allerdings verlagerte sich mein Konsumverhalten damals wieder weg von der Bong und hin zu Joints, die ich dann anstelle der Bong täglich rauchte. Ab und zu habe ich mir aber auch später noch die Bong gegönnt — diese verstand mich nämlich stets gut zu pushen, wogegen mich Joints eher zu Ruhe kommen ließen. Insofern entschied ich eigentlich immer ganz bewusst, auf welche Art ich mein Gras rauchte — wobei ich inzwischen auch relativ viel Ephedrin nahm. Das hatte ich mir bei meinen Mitschülern abgeguckt, und es half auch mir sehr gut beim Lernen. Selbst in Kombination mit Cannabis fand ich die Wirkung immer noch sehr hilfreich und gleichzeitig angenehm, da ich plötzlich richtig Bock auf Büffeln hatte. Nach meinem Abi-Abschluss hat sich dann der Drang, jedes Wochenende exzessiv feiern zu gehen, wieder gelegt, und ich machte auch schon mal ein paar Wochen Rauchpause. Dann fing ich an zu studieren, und auch das ging eigentlich ganz gut mit täglichem Cannabiskonsum zusammen inzwischen konsumierte ich auch gar kein Ephedrin mehr und kiffte nur ab und zu mal schon mal morgens oder in den Uni-Pausen. Mit der Zeit hatte ich wohl gelernt, vernünftig einschätzen zu können, welche Fächer sich mit Cannabis vertragen — und so schloss ich mein Studium schließlich sogar mit sehr guten Ergebnissen ab. Wow — da haben wir hier also den lebenden Beweis dafür, dass man auch als Kiffer Abitur und Studium erfolgreich bewältigen kann. Und dir scheint Cannabis ja sogar in gewisser Weise dabei geholfen zu haben... Ja, Hanf hat meine Kreativität geweckt, mir innere Ausdrucksstärke gegeben und manchmal sogar dabei geholfen, in bestimmten Studienfächern Hintergründe, Zusammenhänge und „das große Ganze" zu verstehen. Von insgesamt vielleicht zwei oder drei Monaten Rauchpause abgesehen, rauche ich ja nun schon seit meinem siebzehnten Lebensjahr täglich Cannabis — sicherlich auch, weil es mir bekifft leichter fiel, neue gedankliche Wege zu gehen und bei Problemstellungen auch mal ganz neue Lösungsansätze zu versuchen. Aber auch außerhalb des Studiums hat mir Hanf viele unvergessliche Erlebnisse beschert, die ich so mit Alkohol sicher nicht gemacht hätte — deshalb kiffe ich ja auch schon so lange und habe es bisher nie bereut. Während meines Studiums hat mich Cannabis dann auch erkennen lassen, dass ich eigentlich gar keine Lust auf eine akademische Laufbahn habe. So bin ich schließlich den deutlich kreativeren Weg in meine wirtschaftliche Selbstständigkeit gegangen. Du hast ja schon erzählt, dass du eine Zeit lang auch Ephedra-Kapseln geschluckt hast — growbox komplettset mit welchen anderen Drogen hast du auch schon eigene Erfahrungen sammeln können? In meinen damaligen Kifferkreisen lautete die Devise immer: „Ausschließlich Naturprodukte!" Und als solche wurden ja auch die magischen Pilze angesehen. Das war schon eine krasse Erfahrung — auch wenn ich gar keine Halluzinationen hatte, aber die Shrooms wirkten schon heftig auf meine Psyche. Ich war geistig extrem sensibilisiert und spürte förmlich die verschiedenen Energien im Raum oder auf den vielen Partys, auf denen wir uns damals herumtrieben. Das war aber nur eine Phase von knapp zwei Jahren, während der wir recht häufig auf Pilz unterwegs waren — das führte dann aber auch dazu, dass ich Teile meiner Pilz-Psyche dann auch im nüchternen bzw. le-diglich bekifften Zustand wahrnahm. Manchmal fastete ich mehrere Tage und nahm danach ein paar „Hawaiianer" — da blieben die Grenzen zwischen Rausch und Wirklichkeit oft fließend. Meine psychische Sensibilisierung war nach einiger Zeit ganz offensichtlich nicht mehr auf die Pilz-Trips beschränkt, und so blutete mir tatsächlich jedes Mal heftig das Herz, wenn ich beispielsweise irgendwo einen gefällten Baum liegen sah. Auf Dauer wurde mir das aber eindeutig zu heftig, und ich ließ lieber die Finger von den Pilzen. Und nach ein paar Monaten war ich dann auch nicht mehr so überempfindlich. Gab es noch weitere Drogen, mit denen du selbst experimentiert hast? Ja, wir haben uns auch mal getrocknete und zu feinem Pulver gemahlene Yohimbe-Rinde aus Holland mitgebracht und davon eine Art Tee gekocht. Ich habe davon nur eine halbe Tasse getrunken, und etwa 50 Minuten später spürte ich mein Herz schon wie verrückt schlagen. Ich fühlte mich auch gar nicht mehr so gut. Irgendwie war ich krass fertig — das war eigentlich richtig schlimm. Ich weiß noch, wie ich die Treppe herunterkam und offen eingestand: „Ich kann jetzt auf keinen Fall mehr Auto fahren." Eigentlich wollten wir ja noch auf eine Abi-Feier, doch keiner wollte sich mehr hinters Lenkrad setzen. Irgendwie sind wir dann aber doch da hingefahren — da kamen wir dann zu sechst voll auf Yohimbe in einem VW-Bus an und verteilten uns dort auf dem Gelände. Jeder suchte sich eine Ecke, setzte sich hin und beobachtete das Treiben. Doch schon nach kurzer Zeit kamen wir alle zu dem gleichen Schluss: Hier war es uns eindeutig zu turbulent, wir wollten nur noch ganz schnell weg hier. Wir rannten dann alle wieder zu unserem Bus und merkten dabei ganz deutlich, wie unsere Kräfte schwanden. Also lümmelten wir uns dann erstmal in die Autositze und hofften, das Herzrasen würde bald verschwinden. Wir hatten alle richtig Schiss und steigerten unsere Angst noch gegenseitig — was wäre, wenn nun einer von uns zusammenklappt, das Bewusstsein verliert oder noch Schlimmeres? So machten wir uns ein-zwei Stunden lang heftige Sorgen, bis dann nach insgesamt ca. vier Stunden nach Einnahme jemand meinte, er sei jetzt soweit unten, dass er wieder Auto fahren könne. Er lieferte uns dann auch alle — einen nach dem anderen zuhause ab. Selbst als ich dann wieder daheim war, schlug mein Herz noch immer deutlich über der Norm. Ich wusste auch gar nicht, wie ich da wieder von runterkommen sollte, aber da es schon ein bisschen weniger heftig schlug, als noch im Bus, machte ich mir inzwischen keine allzu großen Sorgen mehr. Doch es sollte noch eine lange Nacht werden: Ich hatte das Zeug gegen 22 Uhr getrunken und ging davon aus, dass ich nach drei bis vier Stunden wieder gelandet sei — doch schließlich saß ich dann noch gegen 14 Uhr am darauffolgenden Tag in meinem Zimmer und hatte in der Nacht drei T-Shirts vollgeschwitzt. Und in der ganzen Zeit saß ich fast ausschließlich auf meinem Sofa und konnte bzw. wollte mich nicht bewegen. Denn jegliche Bewegung war höllisch anstrengend. Abends ging es mir dann wieder halbwegs gut und ich konnte schließlich einschlafen — das war für uns alle der erste und letzte Yohimbe-Trip, auch wenn andere damit vielleicht auch positive Erfahrungen gemacht haben. Ansonsten habe ich auch mal ein bisschen Koks und Speed gezogen, aber da die Aufnahme durch die Nase nie angenehm war, ist es bei ganz wenigen Versuchen geblieben, die für mich auch wahrlich nicht besonders berauschend waren. LSD fand ich dagegen richtig gut, genauso wie MDMA, welches natürlich möglichst rein zu sein hatte. Letzteres habe ich aber nur ganz selten genommen — dann war es aber immer sehr schön. Und LSD ist das Einzige, was ich auch heute noch — zumindest einmal im Jahr — konsumiere. Allerdings auch nur in so geringer Dosis, dass ich nie irgendwelche Halluzinationen habe. Ich bin da halt sehr vorsichtig geworden. Apropos Vorsicht: Hast du auch schon mal eine richtig schlechte Erfahrung mit Cannabis gemacht? Ja, das war auch in der besagten Pilz-Phase — ich hatte an dem Tag und an den Tagen zuvor zwar keine Mushrooms gegessen, aber ich grübelte dennoch pausenlos über Gott und die Welt und stellte alles in Frage. Und damit meine ich wirklich alles — selbst die Wand, vor der ich saß. An diesem Abend rauchte ich eine ganze Menge hochpotentes Haschisch in meiner Bong, was mich dann auch derart heftig plättete, dass ich mich erst mal ausruhen und lang ausgestreckt auf mein Bett legen musste. Ich glaube, ich bin dann recht schnell in eine Art Traumwelt hinübergeglitten und bemerkte, dass ich heftig und am ganzen Körper zitterte. Parallel dazu spielten dann auch meine Ge-danken verrückt: „Was geht hier ab? Was passiert gerade mit mir?" Mentale Panik packte mich, und ich sah mich in einem langen dunklen Tunnel, einem entfernten Licht zustreben. Ich hatte mich von meinem Körper gelöst und glaubte, mich in einer Zwischenebene zwischen Leben und Tod zu befinden. Ich sah mich selbst auf dem Bett liegen und schaute von der Decke auf mich herab. Eine Frage begann mein Hirn zu martern: „Was geschieht eigentlich, wenn man stirbt? Ist der Tod wirklich das Ende?" Ich beobachtete dann, wie meine Mutter meinen auf dem Bett liegenden Leichnam fand, sah ihre Trauer und reiste mit ihr bis zu meiner eigenen Beerdigung. Ich kann mich noch genau an bestimmte Abschnitte der Trauerfeier erinnern und an das Gefühl der grenzenlosen Freiheit, als meine Familie den Sarg mit meinem toten Körper endlich in die Erde hinabließ. Doch nun sah ich mich ganz plötzlich vor die Frage gestellt, ob ich in das fleischliche Dasein zurückkehren wollte, oder lieber in die körperlose Ebene aufsteigen wolle — und ich entschied mich für das irdische Leben. Danach habe ich mich auch nie wieder gefragt, was eigentlich der Sinn des Lebens ist oder warum wir hier sind — denn ich kannte die Antwort bereits: Leben. Im hier Hier und Jetzt. All die philosophischen Fragen erschienen mir fortan völlig irrelevant, da ich erkannt hatte, wie kurz — im kosmischen Maßstab betrachtet — unsere Lebenswege verlaufen. Diskussionen über Sinn und Zweck des Lebens, über das Woher und das Wohin, erschienen mir nun als absolute Zeitverschwendung — und als Ablenkung, die einen nur davon abhält, das eigene Leben genau so zu führen, wie man es sich wünscht. Klingt für mich nach einem abgefahrenen Traum — aber nicht nach einer schlechten Cannabis-Erfahrung... Doch, doch — ich war auch noch völlig außer mir, als ich dann wieder aufwachte, und musste erst mal sämtliche Schokoladenvorräte niedermachen, während ich vor dem Fernseher saß und es nicht fassen konnte, nun doch wieder am Leben zu sein. Auch wenn die Freude über mein zurückgewonnenes Leben meine Beunruhigung mit der Zeit zerstreute, war es dennoch das unheimlichste und damit unangenehmste Erlebnis, welches ich in Zusammenhang mit Cannabis je hatte. Vielleicht war da ja auch ein bisschen Opium mit im Haschisch oder ich erlebte einen THC-getriggerten Flashback — keine Ahnung, so etwas Heftiges ist mir danach auch nie wieder passiert. Zum Glück — denn ich bin keiner von denen, die am liebsten die krassesten Trips fahren... Konntest du, als du noch bei deinen Eltern gewohnt hast, auch schon ganz offen mit deiner Familie über deinen Cannabiskonsum sprechen, oder hast du deine Kifferei lieber verheimlicht? Klar, das war ständig ein großes Thema — schließlich wussten meine Eltern auch, dass Cannabis illegal ist, und so schwankten sie häufig zwischen „Oh Gott, oh Gott — was machst du da bloß!" und „Lass dich bloß nicht erwischen!". An manchen Tagen wurden in meinem Zimmer ja von mir und meinen Freunden bis um die dreißig Bongs durchgezogen — das ließ sich ja schon rein olfaktorisch nicht verheimlichen. Außerdem gab ich mir auch gar keine Mühe, meinen Cannabiskonsum geheim zu halten. In unserem kleinen Dorf machte so was natürlich auch schnell die Runde — schließlich stand ich zu meinem Rauchkraut und drehte mir selbst bei Familienfesten schon mal einen Joint — ganz unverblümt am Essenstisch. Einmal nahm mein Vater sogar nichtsahnend eine postalische Lieferung von mehreren Duftsäckchen an und wollte dann unbedingt wissen, was da eigentlich drin sei. Meine Eltern haben dann sogar ein paar Mal bei einer Drogenberatungsstelle angerufen und haben sich zu Risiken und Nebenwirkungen von Cannabis informiert — dabei sagte man ihnen wohl auch, dass es kontraproduktiv sei, überzureagieren und jeglichen Konsum rigoros zu verbieten, da dann meist umso mehr heimlich gekifft würde. Also sprachen sie ganz offen mit mir darüber und verschlossen sich dabei auch nicht gegenüber meinen Argumenten für Cannabis. Und davon hatte ich viele. Mit der Zeit haben sie wohl gelernt, mir trotz allem zu vertrauen und schließlich auch eingesehen, dass ich trotz meiner schwer erkämpften Dreadlocks nicht gleich zwangsläufig zum Junkie und Beschaffungskriminellen mutiere. Hattest du auch mal Angst vor einer möglichen Strafverfolgung? Mit Dreadlocks ist man ja oftmals noch schneller im Fokus der Fahnder... Zum Glück bin ich denen immer durchs Netz gegangen — aber ich habe mal eine Aktion am Rande miterlebt: Ich kam mal mit ein paar Freunden im Auto zurück aus Holland, und wir wurden hinter der Grenze angehalten und durchsucht. Da wurde gesucht und gesucht und doch nichts gefunden — dabei hatten wir schon etwas dabei. Vielleicht waren es hier wirklich meine Dreads, die die Aufmerksamkeit der Polizei auf uns gelenkt hatten, doch zum Glück erhielten meine Haare dann doch nicht die volle Aufmerksamkeit, da das darin versteckte Hasch nicht gefunden wurde. Etwas später wurden wir dann erneut hinter der Grenze angehalten, und dieses Mal wurde auch etwas gefunden: Wir hatten etwas Ephedrin und besagtes YohimbePulver in Amsterdam gekauft, und die Cops rasteten voll aus und keiften uns an: „Na, was haben wir denn da? Heroin!!!" Mir kam es fast so vor, als ob der Kollege voll auf Koks wäre — so erregt war er von seinem vermeintlich großen Fang. Und so wurde dann auch auf unsere Beteuerung, dass dies völlig legale Substanzen seinen, gar nicht wei- ter eingegangen. Unser Auto wurde so gründlich wie noch nie durchsucht. Dabei wurde aber nichts weiter gefunden, doch als vermeintliche Heroin-Schmuggler mussten wir natürlich mit auf die Wache, wo wir noch mal befragt und unsere Personalien festgestellt wurden, bevor das vermeintliche Heroin in ein Polizeilabor geschickt wurde. Tatsächlich waren damals Ephedra und Yohimbe auch in Deutschland noch legal, und so hatte auch diese Begegnung kein übles Nachspiel. Allerdings kenne ich auch Leute, die da weniger glücklich waren — bei einem Kumpel haben sie mal was gefunden, und der hat nun schon seit 15 Jahren keinen Führerschein mehr. Und einmal habe ich auch eine Hausdurchsuchung miterlebt, als ich mit ein paar Kumpels bei einem Freund zu Besuch war, der noch stärker als wir in der Hanfszene steckte und zudem auch noch kräftig dealte. Da polterten dann vier Herren in Zivil in die Wohnung und schnauzten gleich rum — aber letztendlich haben die dann nur unsere Personalien aufgenommen und den Hausherren abgeführt. Schlimm genug. Aber persönlich bin ich noch nie erwischt worden — auch wenn ich fast immer etwas Gras dabei hatte. Wahrscheinlich lag das einfach an den guten Verstecken, die ich mir früher immer gebastelt hatte — inzwischen mache ich mir dahingehend aber gar keinen Schädel mehr, da ich nun schon lange keine Dreads mehr habe und mittlerweile auch zu alt bin, um in polizeiliche Verdachtsschubladen zu passen. Wie ist das heute so als zweifacher Vater — hast du da überhaupt noch täglich Zeit zum Kiffen? Klar, spätestens zum Familienfeierabend, wenn die Kinder im Bett sind. Meine Frau ist dann meist auch nicht abgeneigt, und dann werden meist noch zwei oder drei Joints zusammen geraucht. Wenn ich am nächsten Morgen nicht die Familienfrühschicht habe, kann es auch mal etwas mehr werden — aber dann arbeite ich auch noch in der Nacht. Manche Sachen mache ich bekifft auch viel lieber als nüchtern, aber das geht jetzt nur noch nachts oder abends. Hast du auch mal THC-haltige Kekse oder Cookies gegessen? Nein, aber Pudding — und diese eine Erfahrung hat mir voll und ganz gereicht. Da bin ich zu einer Freundin in ein Zivildienstheim gefahren, die dort eine Party veranstaltete. Dafür hatte sie für jeden Gast ein Schälchen Schokopudding vorbereitet, welches jeweils ein Gramm Schwarzen Afghanen enthielt. Das Ganze entwickelte sich dann zu einer Art Psycho-Party, da wir zunächst alle weitgehend lethargisch herumlagen und uns einfach nicht mehr bewegen konnten. Als dann langsam wieder Bewegung möglich wurde, ging der Trend ganz klar in Richtung der Toiletten: Ein Kumpel kotzte erst mal ein Waschbecken voll, während ich auf dem Klo saß und nicht genau wusste, ob ich nun kotzen oder kacken muss. Und während ich da so saß und aus dem Klofensterchen schaute, setzten bei mir voll krasse Halluzinationen ein: Ich spürte, wie ein Sturm aufkam, und aus dem Sturm heraus erschien plötzlich ein Hubschrauber, der einen Sturmtrupp absetzte, der sich offensichtlich daranmachte, das Zivildienstheim einzunehmen. un- fähig, mich von der Klobrille zu erheben wartete ich ab, bis sie Schon hörte ich die ersten Schreie und versank in stiller Panik — un- auch zu mir kommen würden. Keine Ahnung, wie lange ich da auf dem Klo gesessen habe, aber ich weiß noch, wie sehr ich dort schwitzte — im wahrsten Sinne des Wortes. Irgendwann habe ich mich dann wieder herausgetraut und kehrte langsam und ganz vorsichtig wieder in die Realität zurück und begriff, dass die überall herumliegenden Körper keine Sturmtrupp-Opfer, sondern einfach nur freiwillig ver-strahlte Partyopfer waren. Just like me. Legalize it anyway? Klar, Cannabis sollte legalisiert werden, denn die Illegalität hat Menschen noch nie davon abgehalten, diese oder jene Drogen zu konsumieren. Und auch das Märchen von der Einstiegsdroge ist ja mittlerweile als solches entlarvt — wenn überhaupt, dann erfolgt hier höchstens der Einstieg in den Schwarzmarkt. Doch das ist ja letztendlich eine politische Entscheidung — wäre Cannabis legal oder zumindest entkriminalisiert, müsste da auch keiner mehr einsteigen. Das käme auch der Qualität der Blüten und damit der Gesundheit der Konsumenten zugute, da diese dann nicht mehr überzüchtet oder gestreckt oder voller Düngerrückstände daherkämen. Ähnliches gilt auch für die Reinheit anderer illegaler Drogen, auch hier wäre ein zeitgemäßerer Umgang empfehlenswert — diese Kategorisierungen in „legal" und „illegal", in „geächtet" und „akzeptiert" sollten eher versachlicht und vor allem gesundheitspolitisch betrachtet werden. Denn wenn man rein wissenschaftlich darüber befinden sollte, welche Drogen die meisten Opfer verursachen, dann stellt man fest: Es sind die legalen Drogen Tabak und Alkohol. Sachlich gesehen, müssten eher diese Drogen verboten sein. Aber um Sachlichkeit und Vernunft geht es in der Drogenpolitik ja leider nicht. Wie siehst du deine Zukunft mit Cannabis? Eigentlich möchte ich noch weniger rauchen — ich rauche ja heute auch schon deutlich weniger als früher, aber das liegt sicher auch daran, dass ich älter geworden bin. Außerdem schätzte ich es zunehmend, einen klaren Kopf zu behalten, und so wird sich meine Kifferei vielleicht eines Tages ganz von selbst erledigen. Manchmal habe ich auch das klare Gefühl, dass es mal wieder an der Zeit wäre, in eine neue Lebensphase einzutreten — in eine Phase, die nicht mehr so von meiner Kreativität geprägt ist und in der es mir nicht mehr so schwer-fällt, Sachen auch wirklich zu Ende zu bringen. Das heißt jetzt nicht, dass ich derzeit nichts zu Ende bringen kann — denn das klappt durchaus — aber tatsächlich fange ich unter Cannabiseinfluss mehr Sachen an, als ich zu Ende bringen kann. Da ließe sich bestimmt noch Einiges verbessern — aber konkrete Pläne, dann oder dann mit dem Kiffen ganz aufzuhören, habe ich zur Zeit nicht. Denn wie gesagt: Cannabis kann mir bei meiner Arbeit oft auch sehr gut helfen, da ich mich bekifft nicht so schnell ablenken lasse und mich viel besser auf das Entscheidende konzentrieren kann. Vielleicht reicht es aber auch schon, einfach mal wieder eine Pause von ein paar Wochen zu machen — ich glaube, das werde ich einfach aus dem Bauch heraus entscheiden. Denn zwingen will ich mich ja auch nicht, da ich weiß, dass ich in den Pausen so ganz ohne Cannabis auch schon mal komisch draufkommen kann. Wenn mir mein Arzt dagegen eröffnen würde, dass ich aus gesundheitlichen Gründen mit dem Kiffen aufhören sollte, dann würde ich das natürlich umgehend tun — oder auch, wenn sich vielleicht doch mal die Frage stellen würde, ob ich meinen Führerschein wiederhaben bzw. behalten will. Mir selbst muss ich dabei aber nichts beweisen — wenn ich mal keine Lust mehr auf Cannabis habe, werde ich es einfach sein lassen. Doch so weit ist es noch lange nicht.

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