Zum 26. Mal fand vor wenigen Wochen der Cannabis Cup in Amsterdam statt. Die „Erntedank" Party des amerikanischen High Times Magazins ist damit eine der ältesten Hanfveranstaltungen überhaupt und wohl der älteste offizielle Hanf-Award, der immer noch vergeben wird. Kein Wunder, dass der Cannabis Cup zu einer mythenumwobenen Veranstaltungen geworden ist, an der so mancher Cannabisfreund gerne mal teilnehmen würde. Theoretisch ist das auch gar kein Problem: Über die Internetseite des Cannabis Cups ein Judge-Ticket bestellen, für eine Woche nach Amsterdam reisen, um sich dort fünf Tage lang durch die teilnehmenden Coffeeshops zu testen.

Mittlerweile gibt es in den USA vier weitere Cannabis Cups (Los Angeles, San Francisco, Seattle und Denver), die der Amsterdamer Veranstaltung Konkurrenz machen. So mancher amerikanische Hanffreund spart sich die Reise nach Europa und testet die besten heimischen Gras- und Naschsorten.
Mittlerweile nehmen viele Europäer an diesem Event teil, auch Deutsche und Österreicher trifft man auf dem Cup immer häufiger. Etwas ernüchternd sind die Preise: Das Judge-Ticket kostet immerhin 250 Dollar — oder 250 Euro vor Ort — und ermöglicht lediglich den Eintritt zu den Veranstaltungen im „Roest" und im „Melkweg". Im Roest wurde wieder die „Expo" veranstaltet, auf der sich an alien fünf Tagen tagsüber rund dreißig Aussteller präsentierten. In diesem Jahr war die Fläche zwar doppelt so groß — eine zweite Halle für Stände war dazu gekommen —, aber dennoch waren es nicht wirklich mehr Stände. Überhaupt fiel auf, dass viele der namhaften Seed-banks fehlten — zumindest hatten sie auf einen Stand verzichtet. So waren die vertretenen Hanfsamenbanken überschaubar: Allen voran Sensi Cannabis Seeds mit dem wohl größten Stand, gefolgt von DNA, Big Buddha Seeds, Soma Seeds und Delta9Labs. Am Stand von Delta9Labs war es am Sonntag zu einem Zwischenfall gekommen, als bei einer Kontrolle der Polizei zu viel Cannabis an ihrem Stand gefunden wurde. Das Gras wurde beschlagnahmt, und der Stand musste schließen.
Überhaupt entwickelt sich der Cup in den letzten Jahren in eine bedenkliche Richtung. Man spürt deutlich, dass in den Niederlanden zurzeit die einst so liberale Cannabispolitik auf Eis gelegt ist. Die aktuelle Regierung macht auch keinen Hehl daraus, dass sie am liebsten alle Coffeeshops und Growshops schließen würde.
Beim Betreten der Expo wurde man ein-dringlich an die neuen Verhältnisse er-innert, denn es fanden recht gründliche und konsequente Durchsuchungen eines Security-Dienstes statt. Mehr als fünf Gramm Cannabis durfte man nicht dabei haben — und das während eines Cannabis Cups, wo man eigentlich ganz automatisch mehrere Sorten im Gepäck hat. Da sind fünf Gramm schnell überschritten. So mancher Cup-Besucher musste dann doch erst noch mal schnell ins Hotel, denn wer möchte sich schon freiwillig sein teuer erkauftes Gras abnehmen lassen?
Denn gratis gab's kaum etwas, vielleicht mal ein T-Shirt oder eine Packung Papers. Das zu testende Gras und Haschisch mussten sich die „Jugdes" in der Regel selbst in den teilnehmenden Coffeeshops kaufen. Wer jede teilnehmende Sorte testen wollte, war schnell mal 1000 Euro los. Es ist kein billiges Vergnügen, am Cannabis Cup teilzunehmen.
Es gibt zwar die Möglichkeit, ein ein-faches Tagesticket zu kaufen, mit dem man die Expo im Roest besuchen kann. Aber der Preis von 5o Euro erscheint uns doch übertrieben hoch, angesichts dessen, was man auf der Expo geboten bekommt. Wer schon immer mal ein Wort mit den Züchtern wechseln wollte, konnte hier erfolgreich sein. Allerdings kommen die meisten Züchter nur kurz zur Expo und überlassen das Tagesgeschäft ihren Mitarbeitern. Die Zeiten, als Ben Dronkers (Sensi Seeds), Henk van Dahlen (Dutch Passion) oder Arjan Roskam (Green House Seeds) täglich auf der Expo anwesend und zu sprechen waren, sind schon lange vorbei.
Ben hatte allerdings am Donnertag ein Seminar gegeben, bei dem es zu einem weiteren Zwischenfall gekommen war: Ben ließ während seines Vortrags von drei verschleierten Frauen Tütchen mit je einem Gramm Gras ans Publikum verteilten. Plötzlich stürmte einer vom Sicherheitsdienst auf die Bühne und wollte den Verantwortlichen zur Rede stellen. Es kam zu einem leichten Gerangel, als der Sicherheitsmitarbeiter zwei Personen (einer davon von Sensi Seeds) hinaus beförderte. Eine der drei verschleierten Frauen war die Tochter von Ben Dronkers, Shiva. Am Abend im Melkweg versuchte Ben sein Glück nochmal und ließ wieder die Tütchen mit Gras ins Publikum werfen. Und dieses Mal war kein Sicherheitsdienst da, der ihn daran hinderte.
Wenn man sich bei den Cup-Besuchern umhörte und fragte, wie es ihnen gefallen hat und ob sie noch mal wiederkommen würden, waren die Meinungen geteilt. Wer das erstemal auf dem Cup war, zeigte sich beeindruckt von der Art und Weise, wie die Amerikaner sich und den Hanf feiern. Europäer sind doch immer wieder erstaunt, mit welcher Begeisterung und welchem Engagement unsere amerikanischen Hanffreunde zur Sache gehen. Wer schon öfter beim Cannabis Cup gewesen ist, dem fiel auf, dass es seit Jahren immer kommerzieller, restriktiver und weniger „locker" wird. Zwar konnte in diesem Jahr auf der Abschlussveranstaltung im Melkway im Vergleich zum vorherigen Jahr wieder geraucht werden, dennoch ist die Stimmung nicht mehr das, was man aus früheren Jahren kennt.
Die Zahl der Teilnehmer hat abgenommen, und auch die Veranstaltung wird nicht mehr ganz so professionell durchgeführt. In den Vorjahren waren noch Stars wie Snoop Dogg oder Cypress Hill angereist, doch solche Größen waren in diesem Jahr nicht vertreten.
Wenn man sich anschaut, wer in diesem Jahr die Cups abgeräumt hat, dann ist es doch ein wenig irritierend, dass die Preise an nur wenige Coffeeshops bzw. Seedbanks gingen. Dabei haben doch auch in diesem Jahr wieder mehrere potentielle Gewinner am Kon-test mitgemacht. Doch offenbar gewinnen nur die Coffeeshops bzw. Seedbanks,  die die Judges mit möglichst vielen „Give-aways" beeindrucken, was bei den hohen Eintrittsgeldern auch gut nachzuvollziehen ist. So konnte jeder Judge im Green House Coffeeshop ein spezielles Angebot kaufen. Für 25 Euro statt 55 Euro erhielten sie ein Gramm des Cup-Grases Flower-bomb Kush, ein halbes Gramm Chemdog Cream und 0,25 Gramm Lemon Crystal. Am Stand von „Big Buddha Seeds" wur-den die „Gift Bags" (Geschenke-Taschen) gratis verteilt, die dann — welch Wunder — wie schon im Jahr zuvor zum besten „Pro-dukt" gewählt wurden ...
Der Cannabis Cup ist noch immer eine interessante Veranstaltung, auf der sich Hanffreunde aus der ganzen Welt be-gegnen. Als Treffpunkt der internationalen Hanfszene hat sich der Cup durchaus bewährt. Allerdings sollten die Cup-Er-gebnisse höchstens als Vorschlag wahr-genommen werden. Vielleicht wäre bei günstigeren Eintrittspreisen auch wieder mit einem Anstieg der Besucherzahlen und mit mehr Begeisterung zu rechnen. Immerhin ist der Cannabis Cup in der Form bis heute in Europa einzigartig!



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